1.1 Wir wissen, dass vor allem die von Menschen verursachten Emissionen, wie Treibhausgase, das natürliche Gleichgewicht der Natur und die Atmosphäre belasten. Durch den Tourismus werden laut der UNWTO (Welttourismusorganisation) rund 5 % der weltweiten CO2- Emissionen produziert.
SRV Positionspapier Flugverkehr und Klimawandel
Unsere Arbeitsgruppe, bestehend aus dem SRV Präsidenten, zwei Vorstandsmitgliedern, einem Fachexperten für Nachhaltigkeit und der Geschäftsführung, hat ein Positionspapier zum Flugverkehr und Klimawandel erarbeitet, welches vom SRV Vorstand verabschiedet wurde.
Sie finden darin wichtige Fakten, aber auch Massnahmen und die Haltung des Verbandes gegenüber einer möglichen CO2-Abgabe oder einer Kerosinbesteuerung.
Wir haben versucht, einen gemeinsamen Nenner zu finden, den möglichst viele Unternehmen mittragen können und welcher der aktuellen Situation rund um den Klimawandel in- und ausserhalb unserer Branche Rechnung trägt.
Weltweit ist der Tourismus mittlerweile einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Um die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs-Sustainable Development Goals) zu erreichen, nimmt der umweltverträgliche und ressourcenschonende Tourismus als Devisenquelle (z. B. zur Armutsbekämpfung) eine Schlüsselrolle ein. Weltweit trägt die Tourismusbranche mit rund 10 % zum BIP (Bruttoinlandprodukt) bei; jede zehnte berufstätige Person ist global im Tourismus beschäftigt.
1. Einleitung und Fakten
1.2 In Paris wurde an der Klimakonferenz Ende 2015 für die Zeit nach 2020 ein Übereinkommen verabschiedet, welches erstmals alle Staaten zur Reduktion der Treibhausgasemissionen verpflichtet. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe muss deutlich reduziert werden, um die CO2- Emissionen zu senken. Mittelfristig müssen wir vollständig auf erneuerbare Energien umsteigen, im Einklang mit der Gesellschaft und der Wirtschaft.
1.3 Der gesamte Luftverkehr trägt rund 2 bis 2,5 % zu den globalen CO2-Emissionen bei. Mittel- und langfristig werden die CO2-Emissionen - selbst unter Berücksichtigung von globalen, regionalen oder länderspezifischen Schwankungen – aufgrund des globalen Wachstums der Wirtschaft weiter zunehmen.
1.4 Der Schiffsverkehr liegt mit seinen jährlichen CO2-Emissionen von 2,5 % etwa auf dem Niveau des Flugverkehrs. Der Strassenverkehr liegt mit zirka 16 % deutlich darüber. Der grösste Beitrag zu den globalen CO2-Emissionen kommt mit 35 % von der Bereitstellung von Energie (Strom, Wärme).
2. Massnahmen seitens SRV
2.1 Der SRV nimmt das Thema Klimaschutz seit 15 Jahren ernst. 2004 fand der erste Workshop unter dem Titel «Abheben zu Tiefstpreisen – bleibt der Klimaschutz am Boden?» statt. Bereits 2007 führte die Softwarefirma Umbrella in Kooperation mit der Stiftung Myclimate in den Reisebüros eine einfache Lösung ein. Für die Flüge wurde der CO2-Ausstoss berechnet, die Emissionen konnten kompensiert werden. Lange Zeit wollten die Kunden kaum etwas von klimaneutralem Fliegen oder Reisen wissen. Und dies, obwohl die CO2-Kompensation von den Steuern abgesetzt werden kann.
2.2 Heute bieten viele Mitglieder des SRV den Kunden im stationären und Online-Vertrieb die CO2-Kompensation aktiv an, wie zum Beispiel über www.myclimate.org.
2.3 Um den CO2-Fussabdruck möglichst klein zu halten, gilt: Verzichten, reduzieren, kompensieren. Wer nachhaltiger reisen will, kann z.B. ein Reiseziel mit einer umweltfreundlichen Anreise (z.B. Bahn) buchen, nonstop fliegen statt «via» (nur weil es günstiger ist) und/oder schliesslich den CO2-Ausstoss kompensieren. Die Kompensation mag das Gewissen beruhigen. Global betrachtet ist sie hingegen äusserst wertvoll. Sie verringert die Umweltschäden an anderen Orten. Die Kompensation der CO2- Emissionen in nachweislich effiziente Klimaschutzprojekte (z. B. Ersatz von Brennholz durch Solaröfen) reduziert den Klimaeffekt weltweit. Das Verhalten ändern müssen wir trotzdem. Der CO2-Ausstoss muss eigenverantwortlich von uns allen, vom Flug-, Strassen- und Schiffsverkehr, der Industrie, dem Gewerbe und der Landwirtschaft über Einsparungen oder technischen Lösungen möglichst rasch deutlich verringert und gegen null gebracht werden.
3. CO2-Abgabe auf Flugtickets, Kerosinsteuer in der Schweiz
3.1 Eine CO2-Abgabe besteht bislang nur in einigen wenigen Ländern. Die Art der Umsetzung ist sehr unterschiedlich. Ein effizientes Vorzeigemodell gibt es nicht.
Der SRV ist nur für die Einführung einer CO2-Abgabe, wenn:
a) die Kosten von der Airline im Flugpreis einkalkuliert und gegenüber der Behörde abgerechnet werden
b) diese für alle Flughäfen in der Schweiz (inklusive Basel/Mulhouse) gilt
c) die Einnahmen gezielt und zweckgebunden in den Klimaschutz in der Schweiz investiert werden
d) es eine globale Regelung für den internationalen Flugverkehr gibt
Zum Beispiel in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien zur Förderung der Reduktion der CO2-Emissionen und der Umweltfolgekosten. Eine weltweite Besteuerung von Flugtreibstoff existiert bis heute nicht. Internationale Verträge (Chicagoer Abkommen von 1944 etc.) erlauben dies zurzeit nicht. Die Schweiz kann einseitig keine Kerosinsteuer im internationalen Flugverkehr einführen. Es braucht demzufolge eine globale Regelung, um wirkungsvolle Massnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen und zu finanzieren.
4. Ausblick
Der Klimawandel fordert alle Branchen. Der Schweizer Reise-Verband (SRV) ist sich seit Jahren dieser gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Eine lebendige Natur und eine intakte Umwelt sind zentrale Voraussetzungen für unser Geschäft – das Reisen. Der SRV unterstützt deshalb die Klimapolitik der Schweiz in seinem Einflussbereich.
Wer bewusst reist, kann auch nachhaltig und genussvoll reisen.